19.08.
Heute ist Manfreds Geburtstag. Wir haben noch in der Nacht sein Wohnmobil mit einer Girlande (Happy Birthday) versehen. Schon kurz vor 07:00 Uhr treten wir an und überer-reichen ihm unser Geschenk und bringen ihm ein Ständchen.
Dann fahren wir los. Wir überqueren den Fraser River, der hier von Osten aus den Rockies kommend im rechten Winkel nach Süden Richtung Vancouver/Pazifik seinen Weg sucht und verlassen Prince George. Zunächst erscheinen noch ein paar Farmen, dann wird es einsamer und wir tauchen in ein riesiges Waldgebiet ein. Nach ca 80 km erreichen wir den Purden Lake Resort. Das war bis vor kurzem noch eine Oase in der Wildnis. Ein Cafe, ein Wohnhaus, ein Schuppen, eine Tankstelle und ein Campingplatz am Purden Lake. Hier habe ich immer Station gemacht. Doch heute ist alles verlassen. Nur das Schild: "Check your fuel, next services 145 km - Überprüfe Deinen Treibstoff, die nächste Tankstelle kommt nach 145 km". Wir haben - Gott sei Dank - in Prince George getankt. Das hätte heiter werden können!
Weiter geht es auf dem Yellowhead Hwy. gen Osten. Rechts und links von uns nur Wald,
der sich erst nach 140 km öffnet und den Blick auf Weide- und Farmland freigibt. Wir nähern uns McBride, einem Ort mit 650 Einwohnern, dessen Geschichte sehr eng mit dem Eisenbahnbau verbunden ist.
Wir fahren jetzt schon ein Stück am Fraser River entlang. Kaum vorstellbar, daß der unscheinbar kleine Fluß, der für die Erschließung von British Columbia nach ca. 3.5000 km als breiter Strom bei Vancouver in den Pazifik fließt.
Der gewaltige Gebirgszug der Rocky Mountains kommt näher. Aber vorher liegt rechts von uns Tete Jeune Cache. Tete Jaune ist die französische Bedeutung für Gelkopf (Blond-schopf) "cache" bedeutet Versteck.
In dieser Gegend lebte das Halbblut Pierre Bostenai, dessen Mutter Irokesin und sein Vater Franzose war. Aufgrund seines blonden Haares war er überall als "Yellowhead" bekannt. Er war um 1820 Trapper und Scout der Hudson Bay Company, einer Pelzhandels-gesellschaft. Hier an der Mündung des Robson River in den Fraser River hatte er sein Versteck für die Pelze und Felle. Er stach ein ca. 4,5 m rundes Rasenstück aus, hob das Erdmaterial aus, füllte ddie Grube mit trockennen Ästen und legte darauf seine Felle. Dann legte er die Rasensonden wieder über die Grube und entfernte sorgfältig die übrige Erde.
Tete Jaune wurde 1828 zusammen mit seinem Bruder, ihren Frauen und Kindern am Oberlauf des Smokey Rivers von Beaver Indianern ermordet. Diese Morde geschahen aus Rache, da sie als Irokesen und Feinde der Beaver in deren Jagdgründe ingedrungen waren.
Kurz hinter Tete Jaune Cache zweigt der Hwy. 5 (der auch Yellowhead heißt) nach Süden Richtung Clearwater ab. Wir aber bleiben auf dem Hwy. 16 und erreichen die Grenze zum Mt. Robson Provincial Park. Majestätisch liegt der höchste Berg der kanadischen Rockies mit seinen 3.954 m vor uns. Direkt am Parkstreifen des Parkeinganges machen wir Halt. Wir nutzen die seltene Gelegenheit den Mt. Robson so frei und nicht wolken-umhangen zu fotografieren.
Ein Stück weiter parken wir am Fuße des Mt. Robson. Auf diesem Areal herrscht immer reges Treiben. Stimmengewirr aus aller Herren Länder ist hier zu vernehmen, denn hier halten auch die Tourbusse. Wir gehen in das interessante Info-Centre und statten dm Souvenierladen an der Tankstelle einen Besuch ab.
Nachdem wir eine ganze Zeit lang am Moose Lake entlanggefahren sind, erreichen wir am Yellowhead Pass (1.131 m) die Provinzgrenze British Columbia/ Alberta. Da wir zusätzlich auch die Pazifik Time Zone verlassen und in die Mountain Time Zone kommen, müssen wir die Uhr eine Std. vorstellen, eben war es noch 11:58 Uhr, jetzt ist es 12:58 Uhr!.
Der Hwy. schlängelt sich durch ein weites Tal. Rechts und links sind am Ende steile Felswände. Davor sumpfige Wiesen mit hohem Buschwerk - typisches Elchgebiet - die hier auch öfters zu sehen sind.
Kurz vor Jasper kommt die Mautstelle für die Nationalparks. Wir bezahlen pro Person/ Tag je 8 Can$ und können passieren. Wir sind im Jasper Nationalpark. Dieser Park ist mit 10.878 km² der größte Park der Rocky Mountains und wurde 1907 gegründet. Zu 92% besteht er aus Hochland, schroffen Bergen und Gletschern.
5 km südlich von Jasper checken wir auf dem Wapiti Campground nach 400 Tages km ein. Dann gibt es wieder Geburtstagstorte - Schwärzwälder. Nach dem Kaffetrinken fahren wir in die pulsierende Weltstadt Jasper mit seinen knapp 4.000 Einw.Hier wird eingekauft - nicht nur Lebensmittel, sondern auch Andenken und dergleichen mehr und natürlich nochmal im Liquor Store.
Zurück am Campingplatz geht es schon bald in Mannies Geburttagsparty über, die bis Mitternacht dauert. Ein Päärchen aus Rosenheim gesellt sich dazu - sie heißen Claudia und Werner, was zur Erheiterung beiträgt.
20.08.
Um 09:00 Uhr verlassen wir den Wapiti Campground und fahren über den Hwy. 93 A zu den Athabasca Falls. Diese Straße ist zwar etwas holpriger, dafür aber szenenreicher und nicht so stark befahren wie der 93. Wir folgen dem Lauf des Athabasca Rivers (Athabasca = da,wo Schilfrohr ist). Außerdem ist hier die Chance groß, Bären und Elche zu sehen. Aber heute - nichts.
Hinter der Brücke über den Athabasca River fahren wir auf den Parkplatz. Laut ist das Getose des Wasserfalles zu hören, der hier 21,3 m über die Felsklippen stürzt. Der Fluß schlängelt sich anschließend wieder beruhigt durch eine tiefe Schlucht.
Unmittelbar danach biegen wir auf den Hwy. 93, dem Icefields Parkway ab. Er wird als eine der Traumstraßen der Welt bezeichnet. Schon 17 km weiter weist ein Schild auf die nächsten Wasserfälle. Es sind die Sunwapta (= turbulentes Wasser)Falls. auch hier machen wir Fotostop.
Der Icefields Parkway wurde 1930 begonnen und 1940 beendet. In 1960 wurde er weiter ausgebaut und führt auf 230 km Länge von Jasper nach Lake Louise. Dabei geht er vorbei an den höchsten Bergen der Rockies und durch Täler des Athabasca-, Sunwapta- und North Sasketchewan River. Ebenso führt er an unzähligen Gletschern und kristallklaren Seen vorbei.
So ist unser nächster Halt am Fuße des Athabasca Glaciers. Ca. 6 km leckt die Zunge des Gletschers, die zum 325 km² großen und bis 900 m dicken Columbia Icefield gehört, ins Tal. Wir statten dem informativen Info-Centre einen Besuch ab und beobachten die gigantischen Snowbusse, mit denen Touristen über die Eisfläche des Gletschers gefahren werden. Eine solche Fahrt ersparen wir uns. Wir genießen dafür die Aussicht auf die majestätische Berg- und Gletscherwelt der Rocky Mountains bei dem heutigen makellosen blauen Himmel - und die ist kostenlos.
Wir passieren das Hochmoor. Danach geht es am Sunwapta Pass (2.035 m) in weitem Bogen bergab in den Banff Nationalpark, der hier nahtlos an den Jasper National Park angrenzt. Es ist mit 4 Millionen Besuchern der beliebteste Park der Rockies. 1885 wurden zunächst 26 km² als erster Nationalpark Kanadas eingerichtet, seit 1930 hat er seine heutige Größe mit 6.640 km². Die Orte Lake Louise und Banff sind nicht nur bei Wintersportlern bekannt.
Türkisfarben liegen die Seen des Mistaya Valleys in der Sonne, ehe wir die höchste Stelle des Icefields Parkway erreiche. Es ist der Bow Pass (2.088 m). Hier biegen wir nach rechts ab und erreichen nach ein paar hundert Metern den Parkplatz des Peyto Lake. Ein 300 m langer , steiler Fußweg führt zur Aussichtsplattform 271 über dem See. Der Anblick von hier oben entschädigt für die Anstrengung beim Aufstieg. Links von uns der Peyto Gletscher, der den waldumrandeten türkisfarbenen See speist. Benannt wurde der See nach dem 1869 in England geborenen Bill Peyto, der sich 1886 in Banff nieder-ließ. Hier wurde er ein berühmter Bergführer. Stets mit einem weißen Schal, einer ausgefransten Wildlederjackeund abgewetzten Hosen bekleidet, wurde er durch seine Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und nicht zuletzt wegen seiner Kenntnisse bekannt. Trotzdem liebte er es Distanz zwischen sich und dem Rest der Welt zu halten. So auch als er mit einem lebenden Luchs auf dem Rücken ein überfülltes Lokal betrat. Kurze Zeit später war er allein im Raum.
Vom Bow Pass fahren wir bergab und sehen vor uns den Bow Lake. Die gletscherbedeckten Berge und das grell-rote Dach der 1920 erbauten Num-Ti-Jah Lodge am Ufer spiegeln sich wundervoll im See.
Am Hector- und Herbert Lake vorbei erreichen wir den kleinen Ort Lake Louise. Hier wollen wir zu dem gleichnamigen See. Doch einen Parkplatz zu bekommen ist heute unmöglich. Das habe ich noch nie erlebt!!
Also eine Ehrenrunde - und etwas unterhalb in die Stichstraße zum Moraine Lake im Valley of ten Peaks. (Dieser See mit seinen 10 Berggipfeln ist auf der alten kanadi-schen 20 Dollar-Note zu sehen). Hier ist nicht ganz so viel los. Eine Weile bleiben wir, ehe wir zurück nach Lake Louise fahren. Wir überqueren den Hwy. 1 (Trans-Canada- Hwy.) und fahren auf der parallel verlaufenden Bow Valley Road Richtung Banff. Landschaftlich viel reizvoller und nicht so viel Verkehr. Unterwegs doch eine Autoschlange. Ein kapitaler Wapitihirsch am Waldrand läßt die Fotoapparate klicken.
Entlang des Bow Rivers, vorbei am Johnston Canyon und den Castle Mountains biegen wir vor Banff wieder auf den Hwy. 1. Dieser Hwy ist mit ca. 8.000 km die längste zusammen-hängende asphaltierte Straße der Welt und führt von St. Johns (Neufundland) am Atlantik bis Victoria (Vancouver Island) Pazifik quer durch Canada.
25 kam liegen noch vor uns, dann erreichen wir Canmore, den kleinen (11.200 Einw.) Ort, wo 1988 die nordischen Disziplinen der Olympiade abgehalten wurden.
329 km durch die gigantische faszinierende Bergwelt auf der szenereichen Traumstraße Icefields Parkway liegen hinter uns. Immer wieder neu und , weil andere Lichtverhält-nisse, anderes Wetter u.ä. ist auch für CXlaudia und mich die Fahrt durch die Rocky Mountains. Richtig andächtig und ehrfurchtsvoll werden abends die Eindrücke geschil-dert.
21.08.
Wieder weckt uns die Sonne früh auf. Wir fahren durch Canmore und gehen steil bergauf in die Bergwelt. Vorbei am Zentrum der nordischen Disziplinen, wo die Teerstraße aufhört, fahren wir auf den Smith-Dorien-Hwy.(benannt nach einem engl. Kriegsveteran aus dem 1. Weltkrieg. Hoch über Canmore führt diese Schotterpiste auf 67 km in das Kananaskis (= im Kopf steckende Axt!)Country. Wieder ist eine wahnsinnige Bergwelt um uns herum. Dazwischen liegen ruhige Bergseen, in denen sich Berge und Bäume spiegeln. Ein paar Stoneys (Bergschafe)klettern an Felswänden, sonst ist kein Wild zu sehen. Ab und zu kommt ein Fahrzeug entgegen. Dann heißt es so weit wie möglich rechts fahren, denn wieder wirbeln Steinchen durch die Luft. Am vorletzten Tag brauchen wir auch keinen Steinschlag in der Scheibe!. Dann erreichen wir den Peter Loughed Provincial Park, wo wir auf den (geteerten) Hwy. 40 trffen. Hier fahren wir nun nördlich bis zur Einfahrt zum Mt. Kidd Campground. Hier wollen wir unsere letzte nacht in Canada verbringen. Wir bekommen auf dem vollen Campground 2 große Einstellplätze und sind damit einverstanden, daß jeweils 2 Fahrzeuge abgestellt werden. Hier in der Wildnis am Fuße des Mt. Kidd am Kananaskis River wird einem auf dem Campingplatz alles geboten. Das geht über die normalen Anschlüsse über Sauna, Whirlpool, Tennisplatz und mehr. Dabei stehen die Fahrzeuge auf dem großen Terrain auf ebenen Stellflächen im Wald mindestens 50 m auseinander. Wie in Canada (und Alaska) allgemein üblich gehört neben dem Direktwasser-und Stromanschlußsowie Abwasseranschluß auch auf jedem Stellplatz eine Bank/Tischkombination und eine Feuerstelle mit Grill dazu.
Nachdem wir die Fahrzeuge abgestellt haben, fangen wir an, unsere Seesäcke zu packen. Zwischendurch trinken wir noch mal gemeinsam Kaffee. Danach wird aus den Resten, die jeder an Verpflegung noch hat, das letzte Grillen vorbereitet. Wir machen gemeinsam einen Spaziergang zum Kananaskis River, wo Manfred, Monika , Claudia und ich fünf Jahre vorher eine Elchfamilie mit Bullen, Kuh und Kalb 1 Std. lang aus allernächster Nähe beobachtet und gefilmt haben. Doch dafür ist die Jahreszeit noch zu früh,. Damals war es Ende September.
Am Grillfeuer sitzen wir lange zusammen. Jeder hängt seinen Gedanken nach und bedauert, daß die wunderbare Zeit nun fast vorbei ist. Die Hochachtung aller gilt Anita, die trotz ihrer Krankheit (sie lebt mit Spenderniere) alles in wunderbarer Weise mitmachte und unsere anfänglichen Bedenken schnell vergessen ließ.
22.08.
Unsere letzte Etappe führt uns vom Mt. Kidd über den Hwy. 40 aus dem Kananaskis Country aus den Rocky Mountains vorbei in die offene Prärie zum Hwy. 1. Bald schon kommt Calgary in Sicht. Vorbei an den Sprungtürmen und der Bobbahn der Olympiade von 1988 führt uns der Hwy. an die Hochhäuser von Downtown Calgary vorbei zum Barlow Trail North. Hier biegen wir ab und sind nach 111 km bei Fraserway, wo wir die Fahrzeuge abgeben.
Die Formalitäten werden erledigt und kurz vor 12:00 Uhr bringt uns der Shuttle Bus zum Flughafen. Hier können wir gleich unser Gepäck abgeben und essen bei dieser Reise die letzten kanadischen Steaks im Flughafenrestaurant (ca. 13 Can$ ungfähr 10€ !). Ein paar Einkäufe werden getätigt, wobei die Preise nicht teurer sind, als in Geschäften in der Stadt. Da können sich die Flughäfen in Germany eine Scheibe abschneiden - oder? Auch so geht's.
Um 18:0Uhr Ortszeit heben wir ab und landen am 23.08. nach ruhigem Flug gegen 12:00 Uhr in Frankfurt. Als wir über eFrankfurt eine "Ehrenrunde" in der Warteschleife flogen und ich das dichtbesiedelte Deutschland unter mir sah, hoffte ich immer noch auf die Einsicht des Piloten, die Maschine wieder Richtung Canada abzudrehen. Aber es half nichts, er setzte die Maschine sicher auf. So bleibt nur der Gedanke, hoffentlich heißt es bald wieder
Let's go to Canada
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Das war mein Bericht meiner Canada - Alaskareise vom vergangenen Jahr. Neben den Tourbeschreibungen wollte ich meine Eindrücke und auch meine Empfindungen einfließen lassen. Ich konnte auch gar nicht anders, zumal ich dies zum ersten mal machte. Das Land, die beschriebenen Orte und Landschaften mit ihren Sehenswürdigkeiten bieten weit mehr, als hier angedeutet. Die überaus netten, hilfsbereiten Menschen, die faszinie-rende Bergwelt, ständig wechselnde Landschaften, die unendliche Weite, die Sauberkeit überall, die reine, frische Luft, die klaren Bäche, Flüsse und Seen, die Fauna und Flora, all dies und noch viel mehr lassen es zu einem unvergesslichen Urlaub werden.
Gerade hier bietet das Reisen mit dem Wohnmobil individuelle Flexibilität und Freiheit.
Ich hoffe, ich habe Euch das Land etwas näher gebracht und Eure Neugier geweckt. Wenn Euch der Bericht noch dazu gefallen hat (auch wenn nicht) lasst es mich wissen.
Ich bin dankbar für jede Kritik und Anregung. Falls jemand Interesse hat, die Land einmal zu besuchen, stehe ich mit Rat und Tat gerne bereit.
Vielen Dank für Euer Interesse.
Mit freundlichem Gruß
Werner (Canadafan)