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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 1.115 mal aufgerufen
 Canada/USA/Übersee
Canadafan Offline



Beiträge: 35

05.02.2006 16:49
Canada - Alaska Teil 5 Antworten

Draußen ist so'n Schmuddelwetter hier im Vogelsberg, da denke ich, schreib mal weiter.
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08.08.
Herrlich sehen die Berge auch in der Frühsonne aus.
Bei dichtem Verkehr fahren wir durch Anchorage. Aber heute wollen wir nur durchfahren ohne anzuhalten. Wir kommen mit unserer Kolonne reibungslos durch und biegen auf den Seward Hwy. ab. Dieser Hwy. verbindet Anchorage mit der Kenai Halbinsel und endet in Seward, einem kleinen Hafenstädtchen. Die Straße gilt als eine der szenenreichsten in Alaska. Statistisch gesehen sind die ersten 80 km südlich von Anchorage die unfall-trächtigsten in Alaska. Das kommt daher, daß man geneigt ist, den Blick von der Straße zu nehmen, um auf die Naturschönheiten links und rechts zu schauen.
Wir kommen an den Turnagain Arm. Am Beluga Point halten wir an. Mit etwas Glück kann man hier Belugawale beobachten. Wir haben das Glück heute nicht, sehen aber gegenüber 2 Weißkopfadler an ihrem Horst. Eine weitere Besonderheit ist auch der Gezeitenwechsel hier am Turnagain Arm. Der Wasserpegel steigt gegenüber Ebbe ca 10 m höher. Aber so lange wollen wir nicht bleiben.
Wir verlassen den Fjord und kommen in die Berge der Kenai Halbinsel. Dann kommen wir an den Platz, wo früher die kleine Gemeinde Girdwood stand. Den Ort gibt es noch, jedoch an anderer Stelle. Dafür sorgte die Erdbebenkatastrophe vom Karfreitag 1964, als der Boden teilweise bis 4 m absank und so große Flächen mit Meerwasser überspült wurde.
Am Abzweig zum Portage Glacier ist ein wunderbarer Wildpark, wo kranke oder verwaiste Tiere gepflegt, bzw. aufgezogen werden. Diesem Park statten wir einen Besuch ab und sehen Grizzly, Schwarzbär, Elch, Wapiti und, und, und... aus nächster Nähe und erfahren viel über das Schicksal der dort untergebrachten Tiere.
Nun geht es bergauf und wir kommen vorbei an herrlichen alpinen Wiesen, umrahmt von Tannen, Buchen, Espen und Birken. Wir durchqueren die Kenai Mountain Range, an deren Hängen eine Unzahl von kleinen Wasserfällen zu sehen ist. Heute bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel eine grandiose Bergwelt. Man könnte alle paar Meter anhalten und fotografieren und filmen!
Schließlich kommt der wunderbar gelegene Summit Lake mit seiner Lodge, wo wir anhalten. Aber der Betrieb heute hier ist zu arg, etliche Tourbusse mit asiatischen Touristen stehen hier. Hier Blider zu machen ist fast unmöglich - also weiter.
Die kleine Ortschaft Moose Pass (sie wirbt mit dem Slogan: falls deine Axt geschärft werden muß, lass es in diesem friedvollen Ort machen!)mit seinen 150 Einw. wird passiert und wir fahren weiter durch fantastische Natur.
7 km vor Seward führt eine Stichstraße zum 14 km entfernt liegenden Exit Glacier. Dieser Gletscher ist einer der 34, die zum 780 km² gro0en Harding Icefield gehören.Vom Parkplatz aus kann man zu dem Eisgiganten laufen. Unterwegs stehen jeweils Tafeln mit jahreszahlen, wo der Gletscher in dem betrefeffenden Jahr gestanden hat. So stellt man fest, daß er in den letzten 30 Jahren etwa 150 m zurückgegangen ist.Auch heute kommt uns durch die Hitze sehr viel Schmelwasser entgegen. Dadurch bilden sich natürlich jede Menge Rinnsale, die wir durchqueren müssen, wenn wir bis an die Gletscherwand wollen. Es ist schon ein herrlicher Anblick, wie alle barfuß durch das kalte Wasser kneippen.
Nach dem Besuch des Gletschers fahren wir die paar km bis in den malerischen Hafenort Seward. Hier geht es auf den Public Campground, wo wir die Gebühr in einen Briefumschlag stecken mit Angaben, wann Ankunft, wann Abfahrt und Kennzeichen des Fahrzeug.
3.000 Einwohner sind hier zu Hause und alle dreht sich hier ums Angeln. Wir machen ewinen Spaziergang zum nahegelegenen kleinen Hafen und sehen, wie die gefangenen Lachse und Halibut ausgenommen und filetiert werden. Jedes Jahr ist hier ein Wettangeln. Der größte gefangene Lachs wird mit 10.000 US$ prämiert. Das bedeutet, daß dabei ca. 45.000 Pfund Lachs an Land gezogen werden, was hier niemanden großartig verwundert. Bei einem Halbut -Wettangel machten sogar 14 Teinehmer einer Hochzeitsgesellschaft mit und zogen - auch das ist Rekord - siebzehn Heilbutte mit insgesamt 2500 Pfund an einem einzigen Tag aus dem Wasser.
Die Hafenstadt liegt an der Resurrection Bay, die den Namen vom späteren Gouverneur Alexander Baranof erhielt, der währen einer Segelreise während eines Sturmes hier Schutz fand. Da es am Ostersonntag geschah, nannter er die Bucht Resurrection (=Aufer-stehung) Bay.
Um 18:00 Uhr machen wir alle eine 4 stündige Schifffahrt mit der "Star of the Northwest. Neben der überwältigenden Gletscher- und Bergwelt sehen wir Seelöwen, Robben Seeotter, Puffins, Kormorane, Adler und auf Berghängen White Goats, die zotteligen Bergschafe. Allerdings nicht - wie vor Jahren - Orkas. Gegen 21:00 Uhr bietet die Natur ein anderes Schauspiel. Nebelschwaden ziehen auf, die sich ganz lang-sam über die Berghänge zu Tal wälzen. Es sieht aus , wie die Gischt eines Wasser-falles, nur in verlangsamter Zeitlupe.
Ein Essen mit Fleisch, Fisch (Salmon) und Gemüse war ebenso im Fahrpreis wie Kaffee und Kuchen bei der Rückfahrt.
Die Fahrt von Anchorage nach Seward, Seward selbst und die Schiffstour waren ein Highlight unserer gesamten Tour. Das war nach der Rückkehr jedenfalls von allen zuhören, und wir saßen bei Bier und Whiskey noch lange zusammen.
09.08.
Auf dem selben szenenreichen Weg , den wir gestern gefahren sind, erreichen wir Anchorage. Heute haben wir nur ein paar mal angehalten, vor allem wenn Bergseen die umliegende Kulisse wiederspiegelten.
So kamen wir schon um 11:00 Uhr auf dem Ship Creek Landing Campground an. Hier begann auch die eigentliche Geschichte von Anchorage, als der damalige President W. Wilson in 1915 den Bau der alaskanischen Eisenbahn anordnete. Ship Creek Landing wurde als Hauptquartier bestimmt. Es entstand eine Zeltstadt am Ship Creek, die schnell auf 2.000 Bewohner anwuchs.
Am 09.07. 1915 wurden in einem festgelegten Gelände 600 Parzellen verkauft und es wurden feste Häuser errichtet. Anchorage war geboren. Durch den Bau der Eisenbahn, die Errichtung des Militärflughafens und Ankunft weiterer Armeetruppen wuchs die Stadt rasend schnell und konnte 1970 schon 184.775 Einw. zählen; heute sind es 275.000.
Wir gehen vom Campingplatz an den Bahnschienen entlang und kommen zu einer Ulu - Fabrik. Ulus sind Spezialmesser der Eskimos. Diese Fabrik sponsert einen altzen Trolly, der uns in die Innenstadt von Anchorage bringt. Hier wird ein wenig Shopping gemacht, ehe wir zur Ulu-Fabrik zurückfahren. Hier werden ein paar dieser Ulus gekauft und wir gen zum nahegelegenen Ship Creek, wo auf jedem Meter am Ufer oder im Wasser Angler stehen, die Lachse fangen. Ein unheimliches Schauspiel!
Zurück auf dem Campingplatz bemerken wir einen in Bremen zugelassenen zum Womo umfunk-tionierten Mercedes Lkw mit gepanzertem Militäraufbau (NVA), der auf Weltreise war. An der Außenwand hatte er seine Route (die geplante - die gefahrene)auf einer Weltkarte eingezeichnet. Wir Kerle unterhielten uns lange mit dem netten Herren aus Bremen - hochinteressant!!! Sein Motto ( er war so etwa 60 Jahre alt): "viele träumen und reden davon - die wenigsten machen es - irgendwann ist es zu spät" werde ich jedenfalls nicht mehr vergessen....
Unsere "Squaws" lagen derweil vorm Wohnmobil in der Sonne - sie wollten braun werden?!
Relativ früh - gegen 21:00 Uhr war heute jeder in seinem Wohnmobil verschwunden. Wir wollten am anderen Tag tanken und früh losfahren.
10.08.
Dennoch verlassen wir Anchorage erst um 09:00 Uhr. Manchmal ist der eben der Geist stark und das Fleisch schwach.
Die früh schon hochstehende Sonne und der strahlend blaue Himmel verheißen uns wieder einen wunderschönen Tag. Wir wollen heute 350 km bis zum Tolsona Wilderness Campground (für mich einer der schönsten in Alaska) kurz vor Glenallen fahren.Dazu biegen wir kurz vor Wassilla auf den Glen Hwy. nach rechts ab. Bald kommen wir an das Randgebiet der kleinen Stadt Palmer im Matanuska Valley. Hier wurden 1935 in einer einmaligen Aktion unter President Roosevelt 203 Siedlerfamilen - meist skandinavischer Herkunft - aus Michigan, Wisconsin und Minnesota umgesiedelt. Sie sollten das Land für Acker-und Gemüsebau urbar machen. Heute enden noch viele Namen der Bewohner auf ...son, was die skandinavische Herkunft unterstreicht.Palmer (4.100 Einw.) ist der einzigste Ort in Alaska, der ausschließlich von der Agrarwirtschaft lebt.
Danach geht's stetig bergauf. Unter uns fließt parallel der Straße der Matanuska River der einem weiten Tal im breiten, teils trockenem Flußnett seinen Weg sucht. Dahinter sind die gletscherbedeckten Gipfel der Chugach Mountain. Ständig haben wir Steigungen zu befahren, um dann wieder in Täler einzutauchen. Gegenüber der Zunge des Matanuska Glaciers machen wir auf einer Anhöhe auf einem Rastplatz unsere Mittagspause.
Nun wechselt die Landschaft wieder. Wir fahren durch Wälder mit kleineren und größeren Seen. Siedlungen gibt es gar keine. Lediglich ein paar einzelne Häuser sind zu sehen. Meist wohnen hier QAthabasca Indianer vom Stamm der Chikaloon, die auch der Gegend den Namen gaben.
Auf dem wunderschönen, an einem Bach im Wald gelegenen Tolsona Wilderness Campground checken wir ein. Schon bald brennt unser Lagerfeuer und abends sitzen wir wieder bei Steaks und diversen Getränken am Feuer. Es ist lange sehr warm und hell - auch ohne das Feuer.

HD ( Gast )
Beiträge:

05.02.2006 17:30
#2 RE: Canada - Alaska Teil 5 Antworten

Da haste gut dran getan, canadafan - Du hast was zu schreiben, und ich was zu lesen.
Passt doch für uns beide.
Gruss HD
Signum

Lofottroll ( Gast )
Beiträge:

05.02.2006 20:20
#3 RE: Canada - Alaska Teil 5 Antworten

Hallo Canadafan,

wie kannst du das so ruhig niederschreiben? Ich glaube ich würde dann sofort wieder hinwollen. Habe deine Berichte förmlich aufgesogen.

schöne Grüße

Werner

Wilk S4 450HTD VW-Touran 2.0 TDI

Canadafan Offline



Beiträge: 35

06.02.2006 10:58
#4 RE: Canada - Alaska Teil 5 Antworten

Hallo Werner,
obwohl ich ja nun schon 13 mal in Canada (seit 1987) und 3 mal in Alaska war, ist es schon so, wie Du mir schreibst. Wenn ich sitze und den Bericht niederschreibe, läuft alles wie im Film noch einmal vor mir ab - ich erlebe es quasi noch einmal. Das ist eine neue Erkenntnis, die bei der Aktion kennengelernt habe.
Es freut mich, daß der Bericht Dich anspricht.
Falls Du einmal dorthin willst, stehe ich Dir gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. Das gilt für alle Camperfriends.
Gruß vom Namensvetter
Werner

wombiroo Offline




Beiträge: 357

13.02.2006 20:43
#5 RE: Canada - Alaska Teil 5 Antworten
Hi Canadafan! Auch wieder ein paar schöne Tage Deiner toll beschriebenen Reise! Ich lese die Teile nach und nach und sehr genüßlich mit viel Freude und Spannung! Und da fällt mir auch wieder so ein Gleichnis ein zu einem Schrift-Teil von Dir, da ich ja nun bekennender Neuseeland-Fan bin:
In Antwort auf:
Die Straße gilt als eine der szenenreichsten in Alaska. Statistisch gesehen sind die ersten 80 km südlich von Anchorage die unfall-trächtigsten in Alaska. Das kommt daher, daß man geneigt ist, den Blick von der Straße zu nehmen, um auf die Naturschönheiten links und rechts zu schauen.
Genau so ein Eck gibts in Neuseeland kurz vor dem Mount Cook, dem höchsten Berg dort (3.754m): Man biegt vom Highway 8 auf die #80 ab, und hat ein Wahnsinnspanorama: 35km See in der Länge vor sich (Lake Pukaki) und dahinter das Alpenpanorama mit Mt.Cook und seinen Kollegen! Und auf diesem ersten Stück werden jährlich so um die 20 Camper im Graben "versemmelt", wenn sich nicht sogar zwei im Konvoi fahrende Familien gemeinsam rammen und ihren Urlaub beenden!(Und die gab´s wirklich, weil nämlich leider MEINE Kunden danach auf ein anderes Modell deshalb umsteigen mussten wg. Totalschrott!)
Aber wie gesagt, eine schöner Bericht, den nächsten lese ich dann später weiter. Danke für die Eindrücke
Grüße vom Wombi
________________________________
on the road mit A140 & QEK-HP500

Canadafan Offline



Beiträge: 35

14.02.2006 11:42
#6 RE: Canada - Alaska Teil 5 Antworten

Hallo Wombi,
herzlichen Dank für die nette mail. Auch ich kann mich an diese Strecke in neuseeland erinnern, die ich in 1995 mit dem Womo gefahren bin. Damals war ich 14 Tage auf der Südinsel und 9 Tage auf der Nordinsel. Zwischenstops hatten wir in Rarotonga (Cook Islands - Hinflug) und Hawaii (Rückflug). Vielleicht können wir uns ein wenig austauschen.
Gruß Werner (Canadafan)

wombiroo Offline




Beiträge: 357

15.02.2006 23:59
#7 RE: Canada - Alaska Teil 5 Antworten

Also auf jeden Fall warst Du zu kurz dort unten! Gerne können wir uns austauschen, aber besser fährst Du nochmal hin, und dann gebe ich Dir Tipps, wo die schönsten und noch einsamsten Ecken sind, obwohl auch diese immer weniger werden - aber in diesem Land wird´s niemals richtig voll! Und auch für "Aussie" und "Tassie" hätte ich noch ein paar Tricks auf Lager (natürlich nur, wenn Du bei mir die Reise buchst, ich muß ja auch mal an mich denken hihihi
Grüße vom Wombi
________________________________
on the road mit A140 & QEK-HP500

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